Dienstag, 30. Oktober 2012

Between Life and Death [Zitat]

" 'A good work! a blessed deed!' - returned the sorcerer with a smile of scorn; 'for me there exists nor good nor evil; since my will is always the same. Ye alone know evil, who will that which ye would not. It is indeed in my power to restore her to thee: yet, bethink thee well, whether it will prove thy weal. Consider too how deep the abyss between life and death; across this, my power can build a bridge, but it can never fill up the frightful chasm.' "

Johann Ludwig Thieck: Wake not the Dead. In: Michael Sims: Dracula's Guest. A Connoisseur's Collection of Victorian Vampire Stories. Bloomsbury: Great Britain 2010, S.75

Samstag, 27. Oktober 2012

Erweiterung des Buch-Bestandes [News]

Wie bei vielen Bücherfreunden vergeht auch bei mir kein Geburtstag ohne Bücher geschenkt zu bekommen. Dieses Jahr zog ich folgende Werke aus dem Geschenkspapier, die ich nun (gerade noch im Oktober) in der Friedhofs-Sub-Liste eintragen möchte.


  • Michael Sims: Dracula's Guest
  • Curtis Jobling: Wereworld
  • Alison Lurie: Frauen und Phantome
  • Amélie Nothomb: Winterreise (nicht auf dem Bild)
 
Bei dem Bücheransturm besteht bei mir mittlerweile Bedarf an einem mehrstöckigen Bücherregal. Ob mir wohl jemand diesen Wunsch erfüllt nächstes Jahr?

Freitag, 26. Oktober 2012

Gläserne Bienen [Rezension]

Allerlei bunte Blätter fallen auf den Friedhofsboden und die kühle Zeit würde sich wunderbar nützen lassen um zu lesen. Meine Leselaune ist der herbstlichen Jahreszeit allerdings vorausgeeilt und hat schon lange den Gefrierpunkt erreicht. Der Leseberg für die Uni wirft einen bedrohlichen Schatten, sodass ich mich lieber zu meinem privaten Bücherhügel schleiche. In der Mitte holt mich jedoch der Geist meines schlechten Gewissens ein und es geht wieder retour....wobei ich am Absatz wieder kehrt mache und...und...ja. Im Endeffekt lese ich dann gleich gar nichts. Damit der Friedhof der vergessenen Bücher nicht noch ein vergessener Friedhof der vergessenen Bücher wird habe ich mich aber zu der folgenden Rezension aufgerafft:


Inhalt:


Der ehemalige Rittmeister Richard befindet sich in einem Zeitalter der Maschinisierung, die die Pferde fast komplett abgelöst hat, verzweifelt auf der Suche nach einem neuen Beruf. Sein ehemaliger Kamerad Twinnings vermittelt ihm einen Kontakt zu dem beinah schon legendären, reichen Industriellen Zapparoni, der eine Stelle in seinen Werken anzubieten hat. Richard erfährt jedoch nichts genaueres über die eigentliche Stelle, nur dass einer der Vorgänger nun tot ist und ein anderer im Irrenhaus sitzt. Da er jedoch keine andere Chance mehr sieht willigt er ein sich für ein Bewerbungsgespräch anzumelden. Er wird zum privaten Hauptsitz Zapparonis geführt, den nur wenige vor ihm betreten durften und angewiesen im Garten zu warten. Dort macht er jedoch eine erschreckende Entdeckung...

Mistys Meinung:


Im Gegensatz zu seinen umstrittenen Kriegstagebüchern In Stahlgewittern - wegen denen Ernst Jünger von vielen als "intellektueller Wegbereiter des Nationalsozialismus" gesehen wird- ist seine Erzählung Gläserne Bienen eher unbekannt geblieben. In ihr ist (im Gegensatz zum Frühwerk des Autors) von übertriebener Kriegsbegeisterung allerdings wenig zu spüren und die Hauptfigur entpuppt sich sogleich als sehr interessanter Charakter; Richard ist ein gescheiterter, zögernder Mensch, der sich selbst immer wieder dem Defaitismus zuordnet und gleichzeitig -obwohl er sich als unterlegen ansieht- viele kluge Überlegungen anstellt.

Die äußere Handlung wird immer wieder unterbrochen durch die Reflexionen Richards, der dabei seitenlang Erinnerungen heraufbeschwört, die jedoch erzählerisch sehr gut vermittelt werden. Aber auch seine Betrachtungen in der Gegenwart gestalten sich recht gelungen, besonders im Hinblick auf die erwähnten Maschinen. Die in den Zapparonischen Werken erzeugten Roboter, von kleinen Haushaltshilfegerätschaften bis hin zu kreativ-begabten Androiden, sind allesamt sehr futuristisch und die meisten ihrer Erwähnungen ließen mich immer wieder an Steampunk denken, obwohl die Erzählung bereits 1957 erschien.

Wegen des Kontrasts zwischen der hochtechnisierten Zeit, die vielen noch wie Zauberei erscheint und dem ehemaligen Rittmeister, der es nicht geschafft hat sich an die neue Zeit anzupassen, lässt sich die Erzählung auch mit Blick auf die heutige Zeit noch sehr schön lesen.

Fazit:


Insgesamt eine recht gelungene Geschichte, die nicht nur einen vielseitig interessanten Anti-Helden zeichnet, sondern auch eine dystopische Umgebung schafft, die durch ein gekonntes sprachliches Ausdrucksvermögen sehr detailreich beschrieben wird.

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Titel: Gläserne Bienen
Autor: Ernst Jünger
Sprache: Deutsch
Gebundene Ausgabe: 141 Seiten

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Einzig Geliebte [Zitat]

Anatol: Ich rufe also: Einzig Geliebte....! Und nun kommen sie; die eine aus irgendeinem kleinen Häuschen aus der Vorstadt, die andere aus dem prunkenden Salon ihres Herrn Gemahls -Eine aus der Gaderobe ihres Theaters -
Max: Mehrere!
Anatol: Mehrere - gut....Eine aus dem Modistengeschäft -
Max: Eine aus den Armen eines neuen Geliebten -
Anatol: Eine aus dem Grabe...Eine von da - eine von dort - und nun sind sie alle da...
Max: Sprich das Wort lieber nicht aus. Diese Versammlung könnte ungemütlich werden. Denn sie haben vielleicht alle aufgehört, dich zu lieben - aber keine, eifersüchtig zu sein.*


*Arthur Schnitzler: Anatol. Dramen 1889 - 1891.Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuchverlag 2004, S. 60/61

Dienstag, 23. Oktober 2012

Auslosung Gewinnspiel [News]

Wenn ich mir momentan schon keine Zeit fürs Lesen nehme, so doch wenigstens schnell für die Auswertung meines Gewinnspiels. Aus den eingegangen Mails habe ich nun folgende zwei Gewinner gewählt, deren Gründe die Bücher zu gewinnen für mich am Überzeugendsten waren:

A Game of Thrones geht an Nico Wallmann (bitte maile mir noch deine Adresse)
A Dance with Dragons wird übergeben an Philip Aschermann

Ich danke für eure Mails und wünsche euch viel Freude beim Lesen. Ich werde die Bücher sobald wie möglich verschicken, es könnte allerdings noch eine Woche dauern bis ich zum Absenden komme.

Dienstag, 16. Oktober 2012

Geburtstags-Gewinnspiel [News]

Angesichts meines Geburtstags (und weil mir kein anderer Anlass einfallen will) möchte ich nun mein erstes Gewinnspiel auf dem Friedhof veranstalten um auf diesem wieder ein wenig Platz zu schaffen. Ein neues warmes Regal suchen nun diese beiden Bücher:

  • A Game of Thrones (1. Band von A Song of Ice and Fire)

  • A Dance with Dragons ( 5. Band von A Song of Ice and Fire)





Beide Bücher sind neu, ungelesen und müssen den Friedhof verlassen da ich jetzt andere Ausgaben von ihnen besitze, die sich besser in die Reihe einfügen. Um eines der beiden zu adoptieren sollten folgende Voraussetzungen erfüllt werden:

  • Eine E-Mail an petiller_noire@gmx.net mit dem Titel des Wunschbuches (pro Teilnehmer kann nur eines gewählt werden)
  •  Ein paar Überzeugungszeilen warum gerade DU dich besonders eignen würdest/es dir wünschen würdest das jeweilige Buch aufzunehmen
  • Teilnahme nur aus Österreich und Deutschland
  • Einsendeschluss ist der 23.10.2012 (12:00 Uhr)

Zu beachten sei außerdem, dass es sich bei den Büchern um die englische Ausgabe handelt, insofern sind ausreichende Englischkenntnisse beim Lesen recht hilfreich. Es ist übrigens nicht notwendig Follower meines Blogs zu sein, da ich kein "Follower-Fishing" mit diesem Gewinnspiel betreiben möchte.

Montag, 15. Oktober 2012

Die Seele des Menschen [Zitat]

"»Die Seele des Menschen muß manchmal aus ihm heraus« sagte der Koch »er muß sich auf den Tod vorbereiten, wo es vollkommen geschieht. Er muß Übung darin erlangen, sich aufzugeben. Wir hängen an den Dingen; aber die Dinge hängen nicht an uns. Glauben Sie mir, es ist den Gläsern gleichgültig, ob sie in dem seidenen Futteral liegen oder als Scherben auf dem Meeresgrund. Es ist dem Gelde, von dem wir so viel reden, unwichtig, wem es angehört und wozu es dient. Es ist keine Partei. Es bleibt nicht bei den Toten. Es wandert, es wandert.«*


*Hans Henny Jahnn: Das Holzschiff. Frankfurt am Main: Europäische Verlangsanstalt 1959, S.114

Freitag, 12. Oktober 2012

The Casual Vacancy [Rezension]

Eigentlich sollte ich schon längst mit meiner Pflichtlektüre für die Uni beginnen, aber da ich mir dieses Buch extra vorbestellt hatte wollte ich es nicht abseits liegen lassen, wo sich doch andere Blogs bereits mit Rezensionen darüber zu füllen beginnen.



Inhalt:


Als Barry Fairbrother, ein Familienvater aus dem kleinen Ort Pagford, plötzlich stirbt verbreitet sich die Nachricht seines Todes im Ort und verursacht einiges an Aufruhr. Doch erst nach seinem Begräbnis wird deutlich, dass Barry nicht nur seine Witwe und seine vier Kinder zurückgelassen hat, sondern auch einen leeren Sitz im Gemeinderat. Seine Freunde und Feinde bemühen sich nun diese Stelle zu füllen - mit unterschiedlicher Motiviation. Im Kampf darum enthüllen sie gegenseitig ihre schlimmsten Geheimnisse und zeigen auf, dass die Gemeinschaft des idyllischen Städchens nur nach außen hin intakt scheint.....


Mistys Meinung:


Ich möchte kein Literaturnestbeschmutzer sein; auch ich bin mit Harry Potter aufgewachsen, habe den ersten Band zu Weihnachten bekommen, sobald ich lesen konnte und auch die Folgebände meist kurz nach ihrem Erscheinen verschlungen. Aber schon als Kind hätte ich viele Autoren nennen können, die ich als gleichbedeutend oder sogar besser eingeschätzt habe als J.K.Rowling und die leider beiweitem nicht soviel Aufmerksamkeit bekommen haben. Insofern haut es mich auch heute nicht um, wenn ihr Name ein weiteres Buch schmückt und recht viel mehr als dieser befindet sich ja nicht auf dem neuen Cover. Trotzdem muss ich zugeben, dass der Inhalt mich mehr mitgenommen hat als erwartet.

Es lässt sich nicht bestreiten, dass die Autorin von Harry und Co. etwas von ihrem Handwerk versteht. In "The Casual Vacancy" beweist sie das meiner Meinung nach besser denn je. Sehr, sehr viele verschiedene Figuren, die aufgrund des Settings immer wieder irgendwie zusammen kommen und Einfluss aufeinander nehmen, werden sehr geschickt verflochten und ergeben mit der spannenden Handlung eine anspruchsvolle Geschichte. Ebenso ist es ihr -wohl genau wie geplant- gelungen eine Welt weit abseits von "harrytypischer Urban-Fantasy" zu schaffen.

Erwartet man Figuren, die wie die Schüler und Lehrer in Hogwars regelrecht asexuell existieren und Zauberstäbe als das einzige Phallus-Symbol, wird man in diesem Buch ziemlich überrascht. Statt artigen Zauberlehrlingen und Fabelwesen bekommt man in diesem Buch das präsentiert wonach eine der Figuren auch bis zuletzt strebt: "the real life". Das echte Leben in Pagford kommt allerdings heftig daher mit Sex, Drogen, Gewalt und einer Reihe an (auch für den Leser) zermürbenden Ehekriegen. Doch damit noch lange nicht genug, die Autorin fällt im Laufe der Handlung wirklich extrem hart über die Charaktere her und kam mir dabei manchmal wie ein wütender Teenager vor, der seinen Sims im Spiel die Leiter vom Pool wegnimmt. Ich kann jedoch nicht leugen, dass mich die Schicksale extrem mitgenommen haben und meine Empörung darüber sogar jener über Dumbledores Tod vor vielen Jahren glich. In Summe hätte mir jedoch wirklich weniger verstörende Twists gewünscht.

Das Englisch habe ich nebenbei -zumindest anfangs- als relativ anspruchsvoll empfunden und einige Kapitel gebraucht bevor ich mich daran gewöhnt hatte.


Fazit:


Zweifellos eine sehr gelungene Geschichte, die allerdings zu ausgesprochen drastischen Mitteln greift um diesen Status zu erlangen. Es empfiehlt sich vor dem Lesen einen seelischen Regenmantel überzustreifen.

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Titel: The Casual Vacancy
Deutscher Titel: Ein plötzlicher Todesfall
Autorin: J.K.Rowling
Sprache: Englisch
Gebundene Ausgabe: 503 Seiten

Sonntag, 7. Oktober 2012

Fluss ohne Ufer (1: Das Holzschiff) [Rezension]

Stapelweise türmen sich die ungelesenen Bücher in allen Ecken des Friedhofs und wimmern bei Nachts fast so erbärmlich wie das Kellermonster aus dem Film "Das Haus an der Friedhofsmauer". Gern würde ich ein jedes trösten indem ich es zu lesen beginne. Aber momentan sieht es diesbezüglich schlecht aus, da ich die ersten beide Leselisten von Unikursen bekommen habe und allein mit diesen komme ich auf über 30 Bücher, die in diesem Semester gelesen sein müssen. So steht der Friedhof momentan bis auf Nabu eher verlassen und ich schleiche auswärts durch die Universitätsbibliotheken. Meine nächsten Rezensionen werden sich also alle eher mit Klassikern befassen, wobei viele davon auch sehr gut auf den Friedhof passen, da sie zu den vergessenen Werken zu rechnen sind, wie auch das folgende Buch.

Inhalt:


Der junge Mann Gustav schleicht sich kurz vor dessen Auslaufen auf ein geheimnissvolles Holzschiff, um bei seiner Verlobten Ellena sein zu können, deren Vater als Kapitän auf dem Schiff angeheuert wurde. Als er von der restlichen Besatzung bemerkt wird ist es bereits zu spät für ein Umkehren und er wird freundschaftlich aufgenommen. Doch bald schon kommt es zu merkwürdigen Entwicklungen im Verhalten der Matrosen und auch bei Ellena. Gustav wird mit Abgründen und Wirrungen konfrontiert, die ihn mehrfach überfordern, sodass er beginnt sich zurückzuziehen. Erst als Ellena spurlos verschwindet fängt er an fieberhaft das Schiff und dessen Besatzung zu untersuchen, wobei er einige merkwürdige Umstände aufdeckt...

Mistys Meinung:


Das Holzschiff ist der erste Teil der Trilogie "Fluss ohne Ufer", die als das Hauptwerk des deutschen Schriftstellers Hans Henny Jahnn gilt. Es wurde 1949 erstmals veröffentlicht und ist mittlerweile leider vergriffen, was mir persönlich unverständlich ist, da es für mich einen vergessenen Schatz darstellt.

Die Geschichte, die sehr bald hauptsächlich von der Warte Gustavs erzählt wird, erweist sich als ziemlich spannend und bleibt dabei bis zuletzt geheimnisvoll. Die Erzählweise entspricht für mich einer gekonnten Mischung aus Kafka und Musil. Somit kommt es zu einer dichten Erzählung über die Gedanken, Wünsche und auch Triebe der Charaktere und wird dabei in die mysteriösen Vorgänge auf dem Schiff eingeflochten. Die Sprache dabei ist sehr bildreich und fängt die Gedänken und emotionalen Regungen der Figuren sehr gut ein.

Fast alle der Figuren haben mit persönlichen Schwierigkeiten und ihren eigenen seelischen Abgründen zu kämpfen und scheinen nach einem Halt zu suchen. Trotzdem empfand ich diesen Umstand -im Gegensatz zu vielen anderen Werken (gerade Klassikern)- zu keinem Zeitpunkt als wirklich deprimierend, vielmehr als absolut spannend welcher Metaphern und Strategien sich die Charaktere bedienen um einen Sinn in alle Wirrungen zu bringen.

Von dieser Geschichte ging auf mich eine solche Anziehung aus, dass ich es kaum erwarten kann auch die beiden weiteren (viel umfangreicheren) Bücher zu lesen. Ein wahrer Ehrengast auf dem Friedhof. Gebrauchte Ausgaben lassen sich übrigens in Bibliotheken und auf Amazon finden.

Fazit:


Ein spannender, abgründiger Klassiker, der auf jeden Fall wieder vom literarischen Meeresboden geborgen werden sollte.  Eine anspruchsvolle Lektüre, die es mühelos versteht den Leser in ihren Bann zu ziehen.

Buchzitat:


" »Es ist ein Herr Superkargo anbord«, sagte Gustav »und du warst von mittags bis abends mit ihm verschwunden. Das ist gewiß ein natürliches Vorkommnis. Und es wird noch besondere Gründe gehabt haben. Aber mir ist der Speichel bitter geworden. [...]«
Es wurde Ellena dunkel vor den Augen. In ihrer halben Ohnmacht sagte sie: »Ich hatte mir vorgenommen, mit dir darüber zu sprechen.«
»Ich habe nicht an unserer Einigkeit gezweifelt«, sagte Gustav, »genau genommen handelt es sich auch nicht um deine Empfindungen oder um die meinen. Wir können getrost voraussetzen, es hat sich nichts zugetragen, was nach Veränderung schmeckt. Wir sind zwei Bäume; sie stehen nebeneinander im Walde. Der eine trägt einen weiblichen Blütenstand, der andere einen männlichen. Und es ist die Zeit, wo man auf einen lauen Wind wartet, auf einen Liebesboten. In die staubige begehrliche Wolke, wenn sie mit dem Wind sich aufbläht, mischt sich die männliche Kraft anderer Bäume, die weiter abstehen. Darüber erschrickt man nicht. Ich bin nicht eifersüchtig. Aber es gibt Äxte, die können einen Baum fällen.«" *


*Hans Henny Jahnn: Das Holzschiff. Frankfurt am Main: Europäische Verlangsanstalt 1959, S.114
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Titel: Das Holzschiff
Autor: Hans Henny Jahnn
Sprache: Deutsch
Gebundene Ausgabe: 235 Seiten 
Reiheninfo: Band 1 der Trilogie "Fluss ohne Ufer"

Samstag, 6. Oktober 2012

Frost [Rezension]


Da ich den Krankenstand meines Laptops nicht aktzeptieren wollte, nachdem ihm die "N"-Taste herausgefallen war und auch keinerlei Anstalten gemacht habe diesen Missstand zu beheben hat er mir letzte Woche gekündigt und sich in den frühzeitigen Ruhestand zurückgezogen. Zumindest ist das meine persönliche Auslegung bezüglich des "plötzlichen Todesfalles" (die literarische Anspielung möge gewürdigt werden) meines Computers. Seither muss ich für alle computerliche Begehren, inklusive Blogaktivität, auf Ausweichmöglichkeiten wie Bibliothekscomputer etc. zurückgreifen. Dieser Umstand erleichtert es natürlich nicht gerade die Intervalle zwischen den Posts zu verkürzen. Aber für die folgende Rezension habe ich mir kurzzeitig einen Laptop erborgt.




Inhalt:


Ein junger Medizinstudent wird von seinem Vorgesetzten in das abgelegene Tal Weng geschickt um dort dessen Bruder – den Maler Strauch- zu beobachten, der sich dort seit einiger Zeit zurück gezogen hat. Dem Studenten wird aufgetragen das Vertrauen von Strauch zu gewinnen und sein gesamtes Verhalten zu dokumentieren.

Mistys Meinung:


Eigentlich hatte ich zu Beginn meines Studiums den Plan gefasst mich von Thomas Bernhard fern zu halten und garantiert nicht ein einziges Buch zu lesen, da mich die Inhalte und Auszüge, mit denen ich immer wieder konfrontiert wurde, sehr abschreckten. Zudem ließen auch Titel wie "Frost", "Der Keller", "Die Kälte" erahnen, dass es bei seinen Werken nicht gerade um "warme" Literatur handelt.

Da dieses Buch jedoch auf der Challenge-Liste gelandet war beschloss ich mich dem Autor doch noch zu stellen, mittlerweile auch aus eigenem Interesse. Der Anfang war dabei wie schon gedacht eher schwer. Die Inhalt präsentierte sich für mich –dem Titel entsprechend- eher kalt und abweisend und ich musste als Leserin erst selbst durch Geduld damit warm werden. Auf jeden Fall aber war die Lektüre eine unerwartet interessante Erfahrung.

Die Gedanken und Handlungen des –sehr milde ausgedrückt- misantropen Malers nehmen den größten Teil des Buch ein, insofern kommt man nicht umhin sich mit dieser Figur zu beschäftigen. Wenn man das Buch also nicht irgendwann von sich wirft, ist man als Leser seinen Stimmungen ausgeliefert, die ausschließlich düster sind und seine Reflexionen befassen sich ganz mit den Abgründen der Welt, die mit seinen hypochondrischen Bemerkungen noch entsprechend gewürzt werden. Einerseits gibt dieser Charakter Sätze von sich, die ich mir zustimmend notiert habe, andererseits nötigten die negativen Ansichten auch wiederholt zum Augenrollen. So schwankte ich zwischen Mitleid und Abneigung und ging einigen dunklen Gedanken bewusst nicht weiter nach um meine eigene Laune erhalten zu können.

Abgesehen von der Beschreibung des Malers ist auch der restliche Text nicht leicht zu lesen und erfordert einiges an Geduld und vor allem Konzentration. Dadurch ergab sich bei mir mehr das Gefühl einer (gedanklichen) Arbeit nachzugehen, als mich mit dem Lesen zu unterhalten. Gerade dadurch entstand aber auch mehr das Gefühl nach dem Lesen auch etwas erreicht zu haben.

Fazit:


Ein Buch, das sich als ebenso interessant wie düster erweist und sich seinen Klassiker-Rang dadurch auch erhält. Kein Werk für "Zwischendurch", aber die investierte Zeit und Konzentration des Lesers macht sich bezahlt.

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Titel: Frost
Autor: Thomas Bernhard
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 335 Seiten

Montag, 1. Oktober 2012

Wenn es auf dem Flohmarkt doch nur Flöhe gäbe...[News]

...und keine Bücher! Dann würde ich von dort nämlich nur mit einem kleinen Flohzirkuskistchen heimkommenn und nicht mit einer Buchmenge, die eigentlich eines Esels bedürfte um sie auf den Friedhof zu schleppen. Natürlich bin ich total erfreut über die wunderbaren Schätze, die ich mir aus den verfügbaren Kisten erwühlt habe, aber leider hatte ich auf meinem Regal keinen Platz mehr, sodass sich die Prachtstücke nun auf dem Fensterbrett neben meinen Pflanzen stapeln. Diese traue ich mich nun nicht mehr gießen, aus Angst ein paar Tropfen könnten auf die Bücher fallen...



Ein warmes Plätzchen bekommen haben:

  • Karen Duve: Die entführte Prinzessin
  • Albert Sanchez Pinol: Im Rausch der Stille
  • Benjamin Lebert: Crazy
  • Yann Martel: Schiffbruch mit Tiger
  • Tomek Tryzna: Fräulein Niemand
  • Thomas Mann: Buddenbrooks
  • Milan Kundera: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
  • Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel
  • David R. MacDonald: Die Straße nach Cape Breton
  • Monty Roberts: Der mit den Pferden spricht
  • Michael Ende: Der  satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Die Bücher sind alle samt in sehr gutem Zustand und haben mich pro Stück nur 1€ gekostet. Ganz besonders freue ich mich über die schönen gebundenen Ausgaben von "Glasperlenspiel", "Buddenbrooks" und "Die entführte Prinzessin", letzteres stand sogar seit einer gelesenen Rezension von Kermit auf meinem Thalia-Wunschzettel. Die anderen Bücher musste ich allerdings auch ganz dringend adoptieren. Ach ja, auch ich erfülle Patriacia McKillips Zitat:

"The odd thing about people who had many books was how they always wanted more."