Dienstag, 30. April 2013

Engel des Vergessens [Rezension]

Nur Mut zur Lesewut! Da ich dank Umzug momentan noch immer kein Internet habe geht tatsächlich einiges an Büchern weiter und ich bin mit meinen Rezensionen (gerade wegen des Mangels an Internet) ordentlich im Rückstand. So werfe ich mich jetzt gleich an die folgende über das dritte Buch, das ich für einen Kurs zu lesen hatte.


Inhalt:


Sehr detailreich schildert die Protagonistin ihre Kindheit, die sie in Kärnten, als Teil der dortigen slowenischen Minderheit, erlebt. Geprägt wird sie vorallem durch ihre Großmutter, die das Kind einerseits gut zu behüten weiß, andererseits sehr mit ihrer eigenen Vergangenheit, die sie über ein Jahr in einem Konzentrationslager zubrachte, verschreckt. Auch ihr Vater, der als Junge bereits den Partisanen angehörte bringt dunkle Geschichten in den Alltag und beinflusst seine Kinder nachhaltig.

Mistys Meinung: 


Die Geschichte, die irgendwo zwischen Autobiographie, Roman und historischem Roman schwankt, zeigt zunächst noch eine Landidylle auf, die sehr schnell von der Kriegs-Vergangenheit ihrer Bewohner beschattet wird. Die Autorin deckt dabei stückweise immer weiter auf wie sehr das Trauma eines Krieges nicht nur die Generation belastet, die diesen erleben musste, sondern auch noch die darauffolgende Generation. In Maja Haderlaps Roman wird dies nicht nur an der Familie der Protagonistin deutlich, sondern an einer ganzen Nachbarschaft, in der beinah alle Bewohner an den psychischen Spätfolgen des Zweiten Weltkriegs zu leiden haben.

Mich erschreckte die Geschichte mit ihren Details einerseits sehr, obwohl ich schon sehr viele Bücher und Geschichten über den Nationalsozialismus und seine Verbrechen gelesen habe, andererseits zeigte sie mir wirklich erstmals die große Reichweite auf, die die Verbrechen von damals auslösten. Dass die Protagonistin die, lange nach nachdem ihre Großmutter aus dem KZ heimkehrte geboren wurde trotzdem noch derart das Leid von damals mitzutragen hat, aufgrund der schrecklichen Geschichten die ihr die Großmutter mehr oder weniger aufdrängt, wird im Verlauf der Handlung immer weiter deutlich. Zusätzlich regte mich die Geschichte an gedanklich genauer auf meine eigene Verwandschaft zu blicken und zu überlegen welche Nachwirkungen denn Einfluss auf deren Leben genommen haben könnten und tatsächlich glaubte ich in manchen Fällen Paralellen entdecken zu können.


Allerdings zieht dieses Buch in Summe, durch Konzentration auf die negativen Situationen in der Familie wirklich sehr runter und gerade zum Schluss wollte ich es deswegen nurmehr ungern in die Hand nehmen. Zudem fehlte mir im Laufe des Buches ein wenig der Bezug zum Leben der erzählenden Hauptfigur, das es außerhalb der Besuche bei der Familie kaum zu geben schien, ebenso wie das ihrer Geschwister, die für eine Familiengeschichte wirklich zu selten erwähnt werden. Dieser Umstand verstärkte den alleinigen Bezug zu den traurigen Situationen noch zusätzlich.

Fazit:


Eine ausgesprochen gute, eingängige Geschichte, die es schaffte mir die Spätfolgen eines Krieges in der Bevölkerung so gut wie noch nie verständlich zu machen, wobei sie sich ausschließlich auf die traumatischen Situationen der Familie der Protagonistin stützt.

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Titel: Engel des Vergessens
Autorin: Maja Haderlap
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 288 Seiten

Donnerstag, 25. April 2013

Aller Tage Abend [Rezension]

Nach "Lesen und Leben" habe ich mir vorgestern sogleich das nächste "Uni-Auftrags"-Buch gekrallt und sogar -aufgrund meiner sonstigen Leselangsamkeit beträchlich- innerhalb eines Tages ausgelesen.

Inhalt:


Ein Säugling verstirbt unerwartet - mit dem Tod eines jungen Kindes sieht seine Familie auch gleichzeitig immer dessen mögliche Zukunft sterben. Sieht die Spiele, die es hätte spielen können, die Arbeit, die es später ergreifen könnte, die Familie die es vielleicht selbst gründen würde. Mit einem solchen "was wäre wenn" zieht Jenny Erpenbeck ihren Roman auf und erzählt was passiert wäre, wenn die junge Mutter der Protagonistin sich eben doch zu helfen gewusst hätte und etwas gegen plötzlichen Atemnot ihres Kindes ausrichten hätte können.

Mistys Meinung:


Dass ich dieses Buch innerhalb eines Tages ausgelesen habe liegt definitiv nicht nur an meinem momentanem Lesedruck von Seiten meines Studiums. Die Autorin erzählt eine eindrucksvolle und vor allem bewegende Geschichte mit deren Konzept ich mich sofort anfreunden konnte.

Die Idee ein Leben aufzuzeichnen, das eigentlich -so kommt zu Beginn klar heraus- nicht stattfinden hätte können, da die Protagonistin kurz nach der Geburt erstickt, fand ich sofort interessant. Entgegen meiner Annahmen konstruiert Jenny Erpenbeck aber zunächst vor allem ein Leben, das von Entbehrungen und Schicksalsschlägen gezeichnet wird, die bei mir mehrmals die Fragestellung aufwarfen, ob sich dieses Überleben denn für alle Beteiligten "gelohnt" hat. Die Protagonistin, die zunächst namenlos bleibt und Tochter einer Jüdin ist, wächst in Wien Anfang des 20. Jahrhunderts auf, erlebt die Gefahr durch den Krieg, führt in ihrer Jungend einen erbitterten Kampf gegen den Hunger und wird sehr bald auch mit der Enttäuschung durch die Liebe konfrontiert, woraufhin sie sich sogar das Leben nimmt. Doch die Autorin zieht ihre Erzählung weiter, abermals mithilfe des Schemas "was wäre wenn die Figur dieses Schritt nicht getan hätte, sondern stattdessen..." und so hat man als Leser schnell Teil an der Flucht des jungen Mädchens nach Moskau usw.. Einerseits freute ich mich über diese  neuen Chancen, die der Hauptfigur gegeben wurden, andererseits bangte ich auch um sie wegen erneuter Schicksalsschläge und war mir gleichzeitig nicht immer im Klaren, welche Realität denn letztlich eigentlich die wahre ist (da das Überleben der Figur zunächst immer nur im Konjunktiv zu lesen ist).

Dieses Fortführen der Handlung durch Änderung kleiner Details im jeweiligen nächsten Kapitel fand ich ausgesprochen spannend und ließ mich gern auf die jeweilige Fortführung ein. In Summe emfand ich jedoch die Grundstimmung, in der sich die Hauptfiguren fast immer befinden, als ein wenig zu melancholisch beziehungsweise schwermütig und konnte mich auch nicht immer mit den Gedanken anfreunden, die diese -zum Teil einfach viel zu jung um, meiner Meinung nach, dazu fähig zu sein- manchmal entwickeln. Diese Einstellungen wirken desöfteren ein wenig zu sehr von der Autorin hinheingelegt.

Trotzdem berührte mich der Handlungsverlauf und vor allem der Schluss des Buches wirklich sehr und das Leben der Figur hinterließ einen großen Eindruck bei mir.

Fazit:


Ein sehr interessantes Konzept -mittels kleiner Änderungen in der Handlung ein Leben komplett zu verändern und überhaupt erst möglich werden zu lassen- das die Autorin gekonnt in eine Zeitgeschichte zu setzen weiß, wenn auch mit einer gehörigen Portion an Schwermut.

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Titel: Aller Tage Abend
Autorin: Jenny Erpenbeck
Sprache: Deutsch
Gebundene Ausgabe: 282 Seiten

Mittwoch, 24. April 2013

Lesen und Leben [Rezension]

Eigentlich wollte ich mich in den letzten Tagen, während meiner Lesestunden, gemütlich mit "banaler" Unterhaltungsliteratur vergnügen, was jedoch von den Leseaufträgen meines Studiums vereitelt wurde. So nam ich mir letztes Wochenende gleich das erste Buch auf meiner Liste "Lesen und Leben" vor, das ich gleich, ganz konträr zu meiner normalen Lesekonzentrationsdauer, innerhalb von 2 Tagen ausgelesen hatte.

Inhalt:


Ähnlich einer Collage hat der Literaturwissenschaftler Karlheinz Rossbacher verschiedene Kurztexte, die seiner Feder entsprungen sind, sortiert nach den Anfangsbuchstaben des jeweiligen Beitrags, in einem Buch zusammen gefasst. Diese enthalten einerseits Erinnerungen aus seinem Leben, sowohl aus der Jugend - als auch aus seinem späteren Berufs- und Privatleben, sind aber auch immer wieder durchzogen von Bezugennahmen auf Literatur, Politik und Geschichte. So schafft sich der Autor, der sich sonst nur mit den, von anderen Literaten verfassten, Texten beschäftigt, ein eigenes Werk.

Mistys Meinung


Als großer Freund (selbst muss ich mich ja wohl nicht zwingend gendern) von schönen Zitaten konnte ich mich sehr schnell mit diesem Werk anfreunden, da Karlheinz Rossbacher wiederholt bei seinen Überlegungen und Erinnerungen die Weltliteratur zu Hilfe nimmt um Aussagen mit einem passenden Zitat abzuschließen. So hatte ich während des Lesens permanent ein Klebezettelchen zur Hand um mir gute Zitate markieren zu können. Generell gefiel mir die Bezugnahme und ständige Verbindung zur Literatur, selbst dann wenn es sich um ganz private Erinnerungen und Erzählungen handelte, sehr gut.

Ich selbst könnte wahrscheinlich eine niedergeschriebene Geschichte durch mein Leben ähnlich aufziehen und alle möglichen Erinnerungen und Gedanken mit Büchern assoziieren, da auch mich die Literatur in meiner Lebens-und "Denkenswelt" schon sehr lange (wie wohl jeden Büchernarren) begleitet. Viele der erwähnten Autoren erinnerten mich an die jeweilige Lektüre, andere unbekannte nam ich mir insgeheim gleich selbst zum Lesen vor. Im Laufe des Buches jedoch wurden mir die wiederholten Einschübe und zum Teil vor allem auch Abschweife quer durch die Lesewelt etwas anstrengend und ich hätte mir mehr abgeschlossene Erzählungen über die persönlichen Erlebnisse des Autors selbst gewünscht.

Anhand der großen Literatur- und auch sonstiger Exkurse war ich auch desöfteren im Zwiespalt mit mir ob mir der Autor denn nun, dessen Aufzeichnungen schließlich einen großen Anteil an persönlichen Einstellungen enthalten, sympathisch werden wollte oder nicht. Einerseits empfand ich viele seiner Ideen und Erzählungen als plausibel und gut reflektiert, an anderen Stellen im Buch wiederum drängte sich manches fast schon als "überheblich akademisch" auf. Insofern freue ich mich schon sehr schon auf den Vortrag , den Karlheinz Rossbacher diese Woche auf meiner Uni halten wird, um mir persönlich ein Bild machen zu können.

Fazit:


Eine schöne Sammlung der Memoiren des Autors, an denen sich besonders Leser der Weltliteratur erfreuen können aufgrund der zahlreichen Literaturexkursen im Text.

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Titel: Lesen und Leben
Autor: Karlheinz Rossbacher
Sprache: Deutsch
Gebundene Ausgabe: 292 Seiten

Dienstag, 23. April 2013

Neue Neuzugänge [News]


Ja, es sind abermals Bücher bei mir eingetroffen. Nein, ich bin dem Kaufrausch nicht einfach wieder so verfallen! Diese drei Exemplare habe ich für ein Seminar bis nächste Woche zu lesen. Ihr Erwerb war also vorrangig für mein Studium. Diesen intensiven Lesebetrieb lasse ich allerdings auch meinem Blog zugute kommen (es wird also Rezensionen zu den Büchern geben).



  • Jenny Erpenbeck: Aller Tage Abend
  • Karlheinz Rossbacher: Lesen und Leben
  • Maja Haderlap: Engel des Vergessens

Samstag, 20. April 2013

Lesen und Leben [Zitat]

"Lesen und Leben sind nur durch einen Buchstaben getrennt; die Linguisten sagen es genauer - durch ein Phonem. Man könnte nun betonen: nur durch einen Buchstaben getrennt, oder aber auch: sehr wohl durch einen Buchstaben getrennt. Aber zusammen gehören sie, sage ich, allemal."*

Karlheinz Rossbacher: Lesen und Leben. Ein persönliches Alphabet. Salzburg: Otto-Müller Verlag 2013, S.150

Freitag, 19. April 2013

100. Eintrag und Bloggeburtstag [News]

Heute vor einem Jahr haben sich die Tore des Friedhofs der vergessenen Bücher zum ersten Mal hin zum World Wide Web geöffnet und gleichzeitig darf ich mit diesem Post nicht nur den Bloggeburtstag, sondern auch den 100. Post verzeichnen. In diesem Zusammenhang möchte ich jetzt allen Besuchern und vor allem meinen Lesern danken, die sich in dieser Zeit hier eingefunden haben und mich sehr dazu motiviert haben den Blog zu betreuen.

VIELEN DANK!

-Misty


Mittwoch, 17. April 2013

Tolstois Albtraum [Rezension]

Mitten im Unistress, mitten im Umzugschaos befinde ich mich aber auch immer wieder gerne mitten in der Buchhandlung, selbst wenn ich genau genommen eigentlich keinen SuB-Zuwachs benötige. Aber ein amüsantes Pferdecover verspricht so einiges, überhaupt mit entsprechend witzigem Klappentext...


Inhalt:


Graf Tolstoi oder abgekürzt Graf T., befindet sich auf einer Zugfahrt als zu ihm ein vermeintlicher Bauer ins Abteil tritt, der sich als Herr Knopf vorstellt. Nach einem kurzen Gespräch verliert T. mit einem Mal sein Gedächtnis und es kommt zu einem Gefecht mit Knopf woraufhin T. über das Zugfenster flüchtet. Er überlebt den Sprung, da er direkt in einem Fluss landet und beginnt von da an seine Reise an den mysteriösen Ort "Optima Pustyn", eines der wenigen Sachen an die er sich noch erinnern kann. Dabei trifft er auf den Dämon Ariel, der sich ihm als sein Schöpfer vorstellt, ein Bauernmädchen das sich bald als Schriftstellerin entpuppt und auf Dostowjekski, der versucht in einem Egoshooter zu überleben.

Mistys Meinung:


Nach "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg..." hoffte ich wieder eine ähnlich gute Satire zu finden und wurde mit diesem Buch wirklich mehr als fündig. Gleich zu Beginn konnte mich die Geschichte wegen ihrer originellen Handlung und schlagfertigen Dialogen begeistern und vermehrt zum Schmunzeln bringen. Im weiteren Handlungsverlauf ließ das Buch aber sehr bald erkennen, dass es sich sehr deutlich von dem genannten Bestseller abhebt.

Dabei zeigt sich der Unterschied besonders daran, dass sich der Autor von "Tolstois Albtraum" die Philosophie als Leitfaden genommen hat und damit ein ziemlich hochwertiges Ergebnis erzielt. Die Figuren diskutieren wiederholt Definitionen von Wirklichkeit, Existenz und letztlich auch Autorschaft. Für Leser, denen ein solcher Bereich schnell mal zu "hoch" wird (wie mich) kommen jedoch immer wieder brauchbare Metaphern vor, die das Verständnis sehr erleichtern. Damit erfordert das Lesen allerdings troztdem einiges an Konzentration, sodass es sich das Buch eher weniger für eine schnelle Lektüre nebenbei eignet. Bleibt man jedoch dabei, wird man sehr schnell hineingezogen in das schräge und trotzdem sehr logische Verhalten des Graf T., wird mehrmals von Handlungswendungen überrascht und stellt sich zuletzt selbst die Frage was die eigentliche Wirklichkeit im Buch denn nun ist.

Während des Lesens stößt man auf zahlreiche Anspielungen, die mit Russland, beziehungsweise russischen Persönlichkeiten zu tun haben, die jedoch dank der Fußnoten von der Übersetzerin ebenfalls leicht verstanden werden können.

Fazit:


Ein selten geniales Lesesvergnügen, dass einige orginelle Figuren und kluge Gedanken zu bieten hat. Sehr empfehlenswert, dieses Buch verdient umgehend eine größere Verbreitung!

Buchzitat:


"»Was wollen Sie damit sagen?«
»Vorläufig gar nichts, Graf«, feixte die Puppe »Ich teile Ihnen meine Beobachtungen mit. Mir passt nur der Ausdruck >gefallener Engel < nicht. Wenn Sie wollen betrachten Sie mich als Sturzkampf-Engel.«
»Was heißt denn Sturzkampf- sind Sie im Kamp gestürzt?«
»Nein, Sturzkampf-Engel hoffen im Fallen immer noch, wieder aufzusteigen. Sie sind noch nicht richtig unten, wenn uach kurz davor, ha-ha...«
»Die Kirche sagt über Sie aber nichts."«
»Wir sagen auch nichts über die Kirche«, erwiderte die Puppe."*

*Viktor Pelewin: Tolstois Albtraum. München: Luchterhand Literaturverlag 2013, S. 59
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Titel: Tolstois Albtraum
Autor: Viktor Pelewin
Sprache: Deutsch
Gebundene Ausgabe: 448 Seiten

Freitag, 5. April 2013

Apologetisch [Zitat]

"»Aber ich bitte Sie!«, antwortete der Geistliche. »Seien Sie doch nicht so apologetisch.«
»Verzeihung, wie?«
»Apologetisch, zu überflüssigen Entschuldigungen neigend. [...]«"*


*Viktor Pelewin: Tolstois Albtraum. München: Luchterhand Verlag 2012, S.12

Mittwoch, 3. April 2013

Satirische Aufstockung [News]

Wenn man mit einem festen persönlichen Buch-Auftrag in den Buchladen schleicht und dann enttäuschend feststellen muss, dass dieses Buch nicht vorhanden ist kann man sich praktischerweise gleich mit einem anderen Buch trösten...oder zweien.




  • Viktor Pelewin: Tolstois Albtraum
  • Timur Vermes: Er ist wieder da

"Er ist wieder da" lässt sich bereits auf einigen anderen Blogs finden und weckte durch die vielen überzeugenden Rezensionen schon länger mein Interesse und scheint allein vom Klappentext her auch etwas für meinen Geschmack zu sein. Tolstois Albtraum hingegen findet im Internet noch gar keine Wertungen, zog mich aber wegen seines Covers natürlich sofort an (jaaa, Pferd). Da mich auch hier der Klappentext sofort zum Schmunzeln brachte, musste es umgehend erworben werden.

The Strange Case of Dr Jekyll and Mr Hyde [Rezension]

Das seltsame Verhältnis zu Weltliteratur Klassikern...Man müsste, sollte oder könnte sie zumindest gelesen haben. Gerne nehme ich sie mir begeistert vor, kaufe sie zuhauf oder gehe im Buchladen zumindest mehrmals neugierig auf sie zu. Auf meinem SuB sumpfen sie jedoch dann meistens eher ganz weit unten herum und werden so auf dem Bücherfriedhof schnell zum ungelesenen Außenseiter. Diese Novelle jedoch nahm zog ich vergleichsweise früh aus seinem versteckten Regaleck, allerdings verbrachte es dann dafür eine ebenso einsame Zeit in meiner Tasche, aus der es nur sehr selten hervor gezogen wurde.



Inhalt:


Der renomierte Anwalt Mr.Utterson beobachtet besorgt das Verhalten seines jahrelangen Freundes Henry Jekyll. Dieser zieht sich nicht nur immer weiter aus seinem Freundeskreis zurück, sondern lässt auch noch ein Testament aufsetzen, dass im Falle seines Verschwindens oder Ablebens seinen ganzen Besitz der merkwürdigen Erscheinung des Edward Hyde zur Verfügung stellt. Als es durch diesen jedoch zu mehreren Zwischenfällen kommt beginnt Utterson Nachforschungen anzustellen um der seltsamen Verbindung von Jekyll und Hyde auf die Schliche zu kommen.

Mistys Meinung:


Da mir das genaue Verhältnis zwischen Dr. Jekyll und Mr. Hyde bereits bestens aus Filmen bekannt ist, fand ich vor allem den Beginn des Buches eher langweilig, da es nunmal die Aufdeckung dieser Verbindung als Spannungshöhepunkt und Kreuzpunkt der einzelnen Handlungsstränge nimmt. Die Reflektionen des Anwalts Utterson, die einen großen Teil des Buches einnehmen, waren für mich folglich wenig spannend und das anspruchsvolle Englisch erschwerte mir das Lesevergnügen zusätzlich mit diversen veraltetenen und spezifischen Begriffen.

Als interessanter erwiesen sich da dann schon die Unterschiede im Erscheinungsbild der Hyde-Figur im Vergleich zu den Filmen. Auch das Auftauchen von Hyde und die Vorstellungen Jekylls vom menschlichen Unterbewusstsein und sein (sehr fiktionaler) Umgang mit Wissenschaft, die gegen Ende der Geschichte aus seiner Sicht erklärt wird, weckten letztlich doch mein Interesse und zeigen, ähnlich wie bei "Das Bildnis des Dorian Grey" ein gutes Bild von damaligen Weltvorstellungen, gerade im Bezug auf die Physiognomie des Menschen.

Aufgrund seiner geringen Seitenanzahl, kaum 90 Seiten, lohnt es sich letztlich jedenfalls schon sich die Originalgeschichte des bekannten Film Antihelden zu lesen, sowohl in einem Zug als auch als Zweitbuch nebenher.

Fazit:


Nach Konsum entsprechender Filme ein nur begrenzt spannendes Leseerlebnis, das erst gegen Ende hin für interessante und unbekannte Aspekte im Fall des Dr.Jekyll und Mr. Hyde sorgt, dafür aber wegen seiner Kürze trotzdem schön und schnell auf jeder Klassikerliste abgehakt werden kann.

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Titel: The Strange Case of Dr Jekyll and Mr Hyde

Autor: Robert Louis Stevenson
Sprache: Englisch
Taschenbuch: 88 Seiten