Montag, 20. Mai 2013

Wo hohe Türme sind [Rezension]

Für dieses Buch habe ich wirklich wieder ausgesprochen lange gebraucht, allerdings musste ich zwischendrin auch drei Bücher für die Uni lesen und habe mir dann noch eine kleine Novelle zwischendurch genehmigt, wodurch es mir leicht gemacht wird diesen Aufschub zu entschuldigen.





Inhalt:


Mit ihren beiden kleinen Kindern wird die junge Adelige Angéle im Verlauf des Zweiten Weltkriegs aus ihrem Schloss im ehemaligen Böhmen vertrieben. Sie findet Unterschlupf bei der Schwester ihres verschollenen Mannes und sieht sich dem neuen Leben in einer normalen Familie gegenüber. Sie und ihre Tochter Blanca verkraften den Verlust der Heimat nur sehr schlecht und beide müssen Wege finden mit der neuen Situation umzugehen.

Mistys Meinung:


An und für sich bin ich ja ein Fan von Utta Danella und möchte ihre Bücher ausdrücklich von den Kitsch-Filmen abgrenzen, die so etwas ähnliches wie eine verzerrte, oberflächliche Version ihrer Geschichten darstellen sollen und immer wieder mal ausgestrahlt werden. Natürlich gehören ihre Werke nicht zur gehobenen Weltliteratur und es schleichen sich immer wieder gewisse Kitschelemente ein, trotzdem versteht sie es -ganz im Gegenteil zu manchen Kolleginnen und Kollegen- sehr wohl eine gelungene, schlüssige Erzählform zu wählen.

In diesem Buch jedoch hat sie meine Lesegeduld wiederholt auf die Probe gestellt. Das liegt einerseits daran, dass sie es bei keiner Figur auslässt über deren ganzes Leben zu berichtet, seien sie eigentlich auch noch so unbedeutende Nebencharaktere. Andererseits hat sie es ebenso mit den geschichtlichen und politischen Hintergrundinformationen übertrieben, die fast permanent in den Dialogen der Protagonisten auftauchen. Eine Familie, die sich, sobald sie zusammenkommt fast ausschließlich über die momentanen Machthaber, die aktuelle Wirtschaftslage und Situation der Weltgeschichte austauscht wirkt nicht wirklich authentisch. Den Ansatz finde ich eigentlich recht gut und die Autorin scheint auch gut recherchiert zu haben, allerdings hätte es nicht geschadet etwas sparsamer mit ihrem Geschichts-Material umzugehen.

Abgesehen davon wirkt der Handlungsaufbau etwas chaotisch und trägt nicht wirklich dazu bei das Leben der Figuren verfolgen zu wollen, die zudem in diesem Buch ein bisschen zu einseitig geraten sind.

Fazit:


In diesem Fall nicht wirklich lesenswertes Material von Utta Danella. Die Geschichte überragt zwar die furchtbaren Filme beiweiten, jedoch ist sie weder vom Aufbau noch vom Inhalt ausreichend leserfreundlich gestaltet.

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Titel: Wo hohe Türme sind
Autorin: Utta Danella:
Sprache: Deutsch
Gebundene Ausgabe: 540 Seiten

Sonntag, 19. Mai 2013

Unsere Zeitungen [Zitat]

"Aber man weiß ja, was man von unseren Zeitungen zu halten hat. Da notiert der Schwerhörige, was ihm der Blinde berichtet, der Dorftrottel korrigiert es, und die Kollegen in den anderen Pressehäusern schreiben es ab."*

*Timur Vermes: Er ist wieder da. Köln: Eichborn Verlag 2012, S. 33

Mittwoch, 8. Mai 2013

The Old Man and the Sea [Rezension]

Im größten, mittlerweile wieder etwas nachgelassenen, Leserausch habe ich mir neulich gleich noch ein Buch einverleibt, das schon sehr lange auf meiner persönlichen Phantom-Leseliste steht, die -abgesehen davon, dass sie nur in meinen Gedanken existiert- hauptsächlich von Klassikern bedeckt ist.


Inhalt:


Der alte Fischer Santiago, der sehr lange erfolglos mit seinem Boot nahe der Küste angeln musste, fährt wie üblich hinaus um sein Glück zu versuchen. In der Hoffnung dieses Mal einen großen Fisch zu finden segelt er weiter aufs Meer raus als sonst. Präzise verrichtet er seine Arbeit und nach unerwartet kurzer Zeit scheint er tatsächlich einen riesigen Fang an der Leine zu haben.

Mistys Meinung:


Ohne mich jetzt mit irgendwelcher Sekundärliteratur befasst zu haben, die vermutlich so einiges in diesem Werk entdecken kann (vermutlich vorallem eine passende Parabel, die sich jedoch auch für den normalen Leser leicht erahnen lässt), muss ich sagen, dass mir das Buch schlicht und einfach gut gefallen hat. Die Erzählung ist auch ohne größeres Nachforschen und Interpretieren sehr  einfach als eine realistische zu nehmen und baut dabei einiges an Spannung und Empathie auf.

Dabei erhält sie sich allein dadurch den Kampf eines Mannes mit einem Fisch zu beschreiben, was dem Autor aber so gut gelingt, dass ich die Geschichte wirklich in einem Zug gelesen habe (wobei zu erwähnen ist, dass das mit den 130 Seiten schnell erfüllt ist). Der vorangegange Misserfolg des Fischers erweckte einiges an Mitleid und gleichzeitig auch die Hoffnung, dass ihm sein aktueller Fang gelingen möge. Das Durchhaltevermögen des Protagonisten ist in jeder Hinsicht bemerkenswert und lässt sich in dem bekannten Zitat aus dem Buch "A man can be destroyed but not defeated. ” summieren. Das Englisch ist meist gut verständlich, beim Anglervokabular stolpert man als Leser schnell mal über so manchen spezifischen Begriff.

Abgesehen von einer gut lesbaren und vermutlich als Parabel schön zu interpretierenden Geschichte, stellt sich mir jedoch trotzdem ein wenig (die in der Literaturwelt wohl gewagte) Frage warum genau sie als absolutes Meisterwerk angesehen wird. Ich möchte dem Buch nicht seinen verdienten Ruhm absprechen, wundere mich aber nur ein weiteres Mal warum es manchen Werken so leicht gelingt einen Klassikerstatus zu erlangen, während andere, die es damit aufnehmen könnten so leicht in Vergessenheit geraten.

Fazit:


Eine sehr gut lesbare Geschichte, die trotz ihres einfachen Verlaufs einiges an Spannung und Emotionen zu bieten hat.

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Titel: The Old Man and the Sea
Autor: Ernest Hemingway
Sprache: Englisch
Taschenbuch: 130 Seiten

Donnerstag, 2. Mai 2013

Menschliche Trauer [Zitat]

"Viele Morgende wird er in dieser Frühe, die ganz allein ihm gehört, aufstehen und in die Küche gehen, und dort wird er so weinen, wie er noch niemals geweint hat, und dennoch wird er sich, während ihm der Rotz aus der Nase läuft, und er seine eigenen Tränen verschluckt, fragen, ob diese merkwürdigen Laute und Krämpfe wirklich alles sind, was dem Menschen gegeben ist, um zu trauern."*

*Jenny Erpenbeck: Aller Tage Abend. München: Albrecht Knaus Verlag 2012, S.283