Montag, 31. Oktober 2016

Halloween Wichtelei: Auspackbericht [Aktion]



Everybody scream - in this town of Halloween. Seit jeher allergrößte Halloweenbegeisterte habe ich es mir in den letzten Jahren nicht nehmen lassen mich monatelang auf diesen Tag vorzubereiten und aufwändige Kostume zu nähen/kleistern/kleben/basteln/malen. Dieses Jahr ist das erste Mal seit Ewigkeiten, da ich neben der Arbeit einfach nicht die Ruhe gefunden habe mich entsprechend vorzubereiten. Der Tag ist allerdings trotzdem ein voller Erfolg geworden, dank der tollen Halloween-Wichtelei organisiert von Nana und meiner tollen Wichtelmama.


Vor einigen Tagen schon erreichte mich dieses tolle Paket und hat mich dank der Aufkleber schon mit Vorfreude hinsichtlich des 31. erfüllt. Doch brav wartend habe ich es zunächst beiseite gestellt und vorerst ruhen lassen. Auch die vielen Geister entsteigen ihren Gräbern erst geduldig des Abends an Halloween. Die Wartezeit hat sich aber auf alle Fälle gelohnt und ich wurde lesefürstlich beschenkt.


Die passend verpakten und wohlgemerkt zahlreichen Geschenkchen drohen zwar farblich mit meiner Bettwäsche zu verschwimmen, aber ich denke man erkennt noch ausreichend wieviele tolle Päckchen in meinem Päckchen enthalten waren. Nun konnte ich nicht mehr an mich halten auch unter das Papier zu blicken.


Nebst einer meiner absoluten Lieblingsschokoladen von Milka (Karamell natürlich!), die das Ende dieses Abends vermutlich nicht mehr erleben wird, fanden sich noch zahlreiche andere Kostbarkeiten. Als erstes entpackte ich die süßen Schäfchen Socken, über die ich mich wirklich sehr gefreut habe. Abgesehen davon, dass bei mir aktuell eine Sockenkargheit herrscht (irgendwie haben alle derart viele Löcher, dass die Geister meine Zehen kitzeln könnten) finde ich sie ob ihrer Flauschigkeit und Öhrchen ganz entzückend. Das Eulennotizbuch und die Eulenservietten finden bei mir auf jeden Fall auch sehr gute Verwendung und ich stelle fröhlich fest, dass man definitiv niemals zuviele Eulendinge besitzen kann (mir sind übrigens genau vorgestern die letzten Eulenservietten ausgegangen - perfektes Timing hier wieder liebe Wichtelmama!).


Zuletzt nun die Treats, die man als Büchernarr besonders süß findet: Bücher. Hier wurde ich gleich königlich mit zwei meiner Wunschbücher beschenkt!  Nebst Nelli und der Nebelort, das ich als ganz besonders entzückendes Kinderbuch mit seinen Illustrationen unbedingt lesen wollte, habe ich auch noch eine tolle (mir bisher unbekannte) Collector's Edition von Jennifer L. Armentrouts Lux Reihe bekommen, die sowohl den Band Obsidian als auch Onxy enthält! In der Bloggerwelt hochgelobt und weitverbreitet wollte ich mich auch endlich an diese Reihe heran tasten und mit diesem tollen Band, der auch noch Bonusmaterial enthält bin ich wirklich perfekt aufgestellt (und würde am liebsten mein aktuelles Buch auf Eis legen, um sogleich damit beginnen zu können!). An dieser Stelle nochmals ein Doppeldank an meine liebe Bewichtlerin, die es sich zur erfolgreichen Aufgabe gemacht hat mein diesjähriges Halloween zu retten!

Eines meiner Geschenkchen kommt übrigens aus Frankfurt (so verrät es der beigelegte Brief), allerdings rätsle ich noch ob es sich dabei um Lux handelt oder das Eulenheftchen? Ich fürchte meine Wichtelmama muss mir hier die Lösung einflüstern.

Was die Tarnung meiner Wichtelfee betrifft möchte ich gerne lösen und tippe auf Carmen von  Carmens Bücherbistro

Alle gelegten Hinweise weisen auf deinen tollen Blog, den ich seit Anbeginn seiner Gründung gerne verfolgt habe und ich hoffe ich liege mit diesem Tipp richtig! Tausend Dank für dein tolles Paket und die vielen Geschenke!


Mittwoch, 26. Oktober 2016

Kraa (1-3) [Rezension]

Wer hätte heute damit gerechnet, dass es bereits eine weitere Rezension geben würde? Am allerwenigstens eigentlich ich selbst, aber so ein Feiertag verschafft nebst ausführlichen Lesestunden auch eine gehörige Energie erneut kräftig in die Tasten zu hauen. Und für eine wundervolle Trilogie wie diese opfert man die freien Stunden gern.


Inhalt:


Der Jungadler Kraa ist nach dem Verlust seiner Eltern ebenso wie der eingeborene Waisenjunge Yuma auf sich allein gestellt. Es gelingt ihnen eine starke schamaniste Verbindung zu knüpfen, dank derer sie sich verständigen und gemeinsam auf die Jagd begeben. Zu ihrem Überlebenskampf gehört es auch sich den gierigen Siedlern zu stellen, die ihr Tal bedrohen und dabei sehnt sich vor allem Yuma nach einer Art der Rache, die einzig mit Blut vergolten werden kann.

Mistys Meinung:


Seit ungefähr einem Jahr interessiere ich mich sehr für die Geschichte und Kultur der indigenen Bevölkerung Amerikas (oder auch Indianer, wie dem auch sei). Dabei bin ich sowohl für realistischere Berichterstattungen, als auch wildere, fiktive Märchen offen. Die Comic Trilogie Kraa hatte für mich dabei eine gute Mischung von beidem zu bieten und konnte mich sowohl durch die starken Bilder, als auch die traurige und mitunter blutrünstige Geschichte überzeugen.

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Gerne beginne ich wieder mit dem Stil der Bilder, die mich bei dieser Reihe gerade in ihrer Entwicklung von Band zu Band sehr begeistert haben. Zunächst erinnerten mich die klapprigen Mähren zu Beginn des ersten Bandes ziemlich stark an einen Western à la Lucky-Luke (und ich hatte Bedenken, ob mir dieser Stil über viele Seite hingweg gefallen würde) doch im Laufe der Geschichte scheinen sie sich ebenso zu verändern wie der heranwachsende Yuma und ließen keinerlei Beanstandung mehr von meiner Seite her zu.

Benoît Sokal versteht es wirklich meisterhaft die vorkommenden Tiere darzustellen, gleich ob es sich dabei um ihre Äußeres, ihre Bewegungen oder Gefühle handelt. Besonders den riesigen Adler Kraa fängt er mit all seiner Blutrünstigkeit perfekt ein und erzeugt eine stimmungsvolle Abfolge von Bildern. Aber auch Yumas seelische und körperliche Veränderung wird sehr toll widergegeben und im Lesefluss fiel mir der Übergang vom kleinen Jungen zum Erwachsenen kaum auf, so gut wird dieser in die Geschichte eingebettet.


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Was die Story selbst betrifft so nimmt sie sich einen sehr klassichen Ausgangspunkt: das Tal in dem Yuma und Kraa leben wird von der Raffgier einiger Städtler bedroht, die sich die Natur zu Untertan machen wollen, indem sie die Talenge vor der Stadt nützen wollen, um einen Staudamm zu errichten. Da der Eingeborerenstamm, dessen Mitglied auch der kleine Yuma ist diesem Vorhaben im Wege ist wird er kurzerhand von einigen grausamen Handlangern niedergemetzelt. Als einziger Überlebender schwört er sich Rache und die kommt dank seiner schamanistischen Fähigkeiten alsbald auf tödlichen Schwingen daher. Nebst dieser tollen, nicht ganz typischen Bruderschaft zwischen Mensch und Adler, finde ich auch Kraa für sich allein eine sehr spannende Figur. Er fungiert nicht nur als Akteur, sondern gewissermaßen auch als Sprecher, wenn zusätzlich zur Handlung Erklärungsbedarf für den Leser besteht. Seine Gedanken sind seinem tierischen Naturell entsprechend sehr pragmatisch aber sicherlich nicht frei von Poesie.

"Für die Bewohner des Tals bin ich der sichere Tod. Ich lese die Schwachen aus. Ich nehme sie aus der Welt und das kommt der Welt zugute."

Der Handlungsverlauf bleibt bis zuletzt brutal, doch ich muss sagen, dass ich diesen Hergang sehr genossen haben. Abgesehen davon, dass man nicht umhin kommt mit den ungerecht behandeltenden, leiden Hauptfiguren zu fühlen und Vergeltung für ihr Leiden zu fordern, finde ich einen Adler als Rächer ausgesprochen gelungen. Doch auch die Liebe bekommt ihren Platz in der Geschichte, wobei ich es ausgesprochen erholend fand, dass sie ein realistisches Auftreten erhält und frei von "deus-ex-machina" Problemlösungen bleibt. Auch die sonstigen Geschehnisse sind nicht immer vorhersehbar und weichen ein wenig von der üblichen Spannungskurve ab, was den Lesegenuss für mich noch weiter abgerundet hat.

Fazit:


Ein sehr gelungener Dreiteiler, der sowohl originelle wie auch klassische Elemente zu einer spannenden Geschichte vereint, die dank passender Bilder ein abgerundetes Leseerlebnis zu bieten hat.

Eine ausführliche Leseprobe gibt es hier.
 
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Titel: Kraa (1:Das verlorene Tal 2: Der Schatten des Adlers 3: Weißglühendes Gewitter)
Autor/Zeichner: Benoît Sokal
Verlag: Splitter
Sprache: Deutsch
Gebundene Ausgaben: 96, 64, 64
Reiheninfo: Band 1 - 3/3

Dienstag, 25. Oktober 2016

Fremde Gäste [Rezension]

Ich versprach euch eine Rezensionswelle und zur Abwechslung habe ich diese Ankündigung tatsächlich nicht halbherzig gemeint. Also macht euch bereit und rauscht mit mir durchs nächste Seitenmeer!


Inhalt:


Die mittlerweile schon als alte Jungfer geltende Frances ist mit ihren 28 Jahren unverheiratet geblieben und somit dazu angehalten weiterhin bei ihrer Mutter zu leben. Da das alte Herrenhaus nach dem Krieg und dem Tod beider Brüder heruntergewirtschaftet ist, sehen sich die beiden Frauen gezwungen Untermieter bei sich aufzunehmen. Zunächst behandeln die beiden das junge Pärchen zwar höflich wie Gäste, sind ihnen gegenüber aber auch sehr distanziert. Als sich Frances mit der Ehefrau Lilian anfreundet wird sie unerwartet in das intrigante Leben der beiden verwickelt.


Mistys Meinung:


Sarah Waters habe ich während meiner Schulzeit wirklich begeistert gelesen und so ziemlich alle Bücher gelesen, die sich auf Deutsch von ihr auftreiben ließen. Dabei waren sowohl ungeheure Favoriten als auch einige etwas zu derb anmutende Geschichte. In jedem Fall blieb sie mir in Erinnerung und ich zähle sie auf jeden Fall zu einer ausgezeichneten Autorin im LGBT Genre.

So war ich natürlich sehr aufgeregt, als ich erfahren habe, dass ein neuer Titel von ihr auf Deutsch erscheint und musste ihn mir auch sogleich zulegen. Fremde Gäste begann zunächst eigentlich auch ebenso vielversprechend wie ich dies von der Autorin gewöhnt bin. Zwei tolle, für sich sehr interessante Frauenfiguren, die Hindernisse der Gesellschaft und auch eine ordentliche Portion an Melancholie lassen den Leser zu Beginn auf einige gute Lektürestunden hoffen. Die ersten Seiten konnten mich somit auch wirklich für sich gewinnen, allerdings bringt der Kriminalfall, der die restliche Hälfte des Buches einnimmt die Geschichte ordentlich ins Stocken.

Einerseits fand ich das Verprechen und den Prozess, der einer Begebenheit zugrunde liegt durchaus interessant und auch gut recherchiert und verarbeitet. Allerdings wirkte er für mich trotzdem ein wenig plump in die Liebesgeschichte der Frauen gestopft und macht die Erzählung über weite Teile ziemlich zäh. Allerdings kann ich der Story nicht absprechen, dass manche Wendungen dann durchaus wieder für Spannung sorgten.

Gleichzeitig muss ich auch wieder ein wenig mäkeln, dass ich, die ich schon viele Bücher von Sarah Waters gelesen habe, mittlerweile schon ein wenig gelangtweilt bin, da sich die Liebesgeschichten doch auch irgendwo recht gleichen. Andererseits lese möchte ich sie ja auch gerne deswegen lesen, es fehlt mir mittlerweile wohl einfach die gewisse Portion "Pfiff", die meiner Meinung nach in ihren früheren Werken durchaus zu finden war.

Fazit:


An sich kein schlechtes Buch, das zwar meine Erwartungen an das Genre erfüllte, mich aber trotzdem nicht wirklich mitreißen konnte. Es drüfte vor allem an dem doch sehr langezogenen Kriminalfall liegen, der einen sehr großen Teil der Geschichte einnimmt.

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Titel: Fremde Gäste
Autorin: Sarah Waters
Verlag: Lübbe
Sprache: Deutsch
Gebundene Ausgabe: 687 Seiten

Montag, 24. Oktober 2016

Weites wildes Land [Rezension]

Und plötzlich schlägt sie wieder zu: die Trivialliteratur-Keule! Natürlich, man könnte 95% der Bücher die ich gerne lese als trivial bezeichnen, doch manche Titel toppen diesen Begriff eigentlich und werden damit zu einer Trivialwaffe..bommm bomm! Wer befürchtet sie ins Gesicht zu bekommen fliehe vor dieser Rezension. Wer vor allem Spaß bei etwas altmodischem Kitsch empfindet versuche auch an ein gebrauchtes Exemplar dieses wahrhaft großen Romans zu gelangen.




Inhalt:


Sibill, die 17-jährige Tochter wohlhabender englischer Gutsbesitzer wandert mit ihren Eltern nach Australien aus, wobei ihr Schiff kurz vor der australischen Küste in einen furchtbaren Sturm gerät und zu sinken beginnt. Verzweifelt gelingt es Sibill sich auf eines der Boote zu retten, doch auch dieses wird von den Wogen erfasst und mehr tot als lebendig strandet sie schließlich auf dem neuen Kontinent. Gemeinsam mit dem einzigen anderen Überlebenden Logan versucht sie sich bis zur nächsten Siedlung Weißer durchzuschlagen.

Mistys Meinung:


Na wenn sich dieses Setting nicht vielversprechend anhört: die junge verwöhnte, überaus hübsche Zimtzicke mit den grünen Augen (auf manchen Seiten verwirrenderweise auch blau) und der derbe, aber ebenso überaus hübsche Tunichtgut gemeinsam gestrandet! Da erblüht einem doch bereits das Herz, vor allem weil der gerissene Gauner Logan es als wichtig empfindet, dass Mann und Frau sich gegenseitig ärgern und aufreiben! Und die prüde Sibill gebärdet sich wirklich ausreichend als Kratzbürste, auch ihrem Retter gegenüber. Der perfekte Einstieg für eine gesunde, ausgeglichene Verbindung!

Aber...und dieses aber möchte ich nochmals betonen...oder gleich nochmal: aber; solch scheinbar kitschige altbackene Bücher können meist vor allem eines: mich überraschen. Zwar glaube ich sie mit einem Blick auf das Cover (und dieses Cover ist ja wohl wirklich der Knüller) und spätestens nach Lesen des Klappentextes völlig durchschaut zu haben, aber dann kommt der Inhalt doch ganz anders  als erwartet.

So muss ich auch diesem Titel vor allem eines zusprechen: ich finde den Handlungsfortlauf eigentlich sogar tiefsinniger und vor allem vernünftiger als so manches Werk der heutigen Trivialliteratur. Das liegt nun erstens daran, dass man dem Buch anmerkt, dass es von einer Autorin geschrieben wurde, die ihr Handwerk versteht, abgsehen von manchen Dialogen, doch das mag der Übersetzung geschuldet sein. Weiters wurde es ordentlich lektoriert und das können viele Imprints, die mittlerweile wie Löwenzahn aus dem Literaturpflaster brechen wirklich nicht von sich behaupten. Wenn ich solch ein verstaubtes Büchlein aus dem Schatten seines Regalplatzes ziehe so weiß ich, dass ich zwar kein poetisches Meisterwerk, aber ein stillistisch sattelfestes Stück in Händen halte. Diese Stichelei aber nebenbei.

Nun zur Überraschung: ich muss diesem Buch wirklich zusprechen, dass es keineswegs als Liebesgeschichte, sondern vielmehr als Lebensgeschichte einer jungen Frau gesehen werden, die trotz aller Zwänge, die ihr die Gesellschaft ihrer Zeit aufbürdet ihren Weg geht. Zwar sind die zu meisternden Hürden jene die man sehr gut auch aus einschlägigen Verfilmungen kennt, aber ein paar  Erwartungen muss so ein Buch schließlich auch erfüllen. Gerade aber in Hinsicht auf die Entwicklung der Personen -insbesondere der Hauptfigur- finde ich die Handlung eigentlich recht gelungen. Zwar fällt auch Sibill zahlreiche naive und manch eine dämliche Entscheidung, letztlich entwickelt sie sich aber durchaus im positiven Sinne. Der gutaussehende Logan spielt dabei übrigens keine Schlüsselrolle, im Gegenteil: ihre Entscheidung für ihre künftige Beziehung trifft sie eigentlich vielmehr aus Gründen der Vernunft und genau in dieser Hinsicht finde ich diese Geschichte besser als moderne Liebesromane, denen man schon auf der ersten Seite ansieht wer der Traumprinz der letzten Seite werden wird.

Makellos würde ich dieses Buch natürlich trotzdem nicht bezeichnen, so finde ich etwa das vom Klappentext beschriebene "kenntnisreiche Porträt Australien" eigentlich nicht immer glaubhaft und manchmal konnte ich mich wirklich nicht entscheiden, ob das Buch selbst als rassistisch bezeichnet werden könnte oder lediglich die Zustände der damaligen Zeit widergibt.

Trotzdem war ich in Summe eigentlich recht gut unterhalten, so wird die Landschaft eigentlich zeimlich gut dargestellt und wenn ich über viele Kitschelemente auch schmunzeln wusste, baute sich ausreichend Spannung auf und ich verfolgte den Werdegang der Figuren recht gerne, zumal sie ambivalent und keineswegs einseitig dargestellt wurden.

Fazit:


Ein Roman, der zwar in mancherlei Hinsicht die Erwartungen an einen altmodischen Trivialroman erfüllt, an anderen Stellen aber vielschichtige, vernünftige Figuren zeichnet deren Entscheidungen durchaus für Spannungsaufbau sorgen.

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Titel: Weites wildes Land
Autorin: Patricia Shaw
Verlag: Buchgemeinschaft Donauland Kremsmayr
Sprache: Deutsch
Gebundene Ausgabe: 542

Sonntag, 23. Oktober 2016

Esmera [BD-Rezension]

Was ist nur mit diesem Jahr passiert und warum habe ich 2016 eigentlich so wenig Blogeinträge? Als ich gestern Nacht einen kleinen virtuellen Spaziergang durch meinen Friedhof der vergessenen Bücher unternommen habe, musste ich feststellen, dass ich ihn heuer wirklich selbst ziemlich vergessen habe. Um mein -nun doch schon langjähriges Projekt- gegen Jahresende wieder ein wenig aufzupolieren wird es nun wieder eine ordentliche Rezensionswelle geben!




Inhalt:


Trotz oder gerade weil die junge Frau Esmera Schülerin eines strengen katholischen Internats ist sehnt sie sich nach sexuellen Kontakten. Wie auch ihre Zimmernachbarin Rachele sucht sie heimlich Kontakt zu jungen Männern, wobei sie diese Begegnungen nicht wirklich zufrieden stellen. Nach einer ebenso merkwürdigen wie sinnlichen Nacht mit ihrer Freundin wird es ihr jedoch plötzlich möglich sowohl die weibliche, als auch die männliche Lust erleben zu können. Diese Fähigkeit verstrickt sie jedoch in eine chaotische Abfolge von Liebesabenteuer gepaart mitzahlreichen Fluchten und Lügen.

Mistys Meinung:


Bevor hier jetzt jemand Porno und Mordio schreit möchte ich noch kurz etwas klarstellen: ich kenne die Geschichten des Schweizer Comiczeichners Philippe Marduis -auch Zep genannt- bereits aus meiner Schulzeit, wobei wir uns ausschließlich mit dem kleinen Chaot Titeuf beschäftigt haben. Ich war dementsprechend überrascht, als ich seinen Namen auf diesem -schon ganz anders gearteten- Comic erspäht habe.So war ich sehr neugierig darauf wie er sich denn in diesem Genre machen würde (es gab natürlich nur diesen einen Grund warum ich es lesen wollte *zwinker, zwinker*).

Zunächst aber zum Stil: Titeuf hat mir eigentlich wegen seiner Cartoonhaftigkeit nie wirklich zugesagt, entsprechend zufrieden war ich hier, sehr realistische und gleichzeitig wirklich tolle atmosphärische Bilder vorzufinden. Dabei störte es mich noch nicht einmal, dass die Bildchen nicht in Farbe sind (worauf ich sonst bei Comics schon sehr großen Wert lege). Die Darstellungen waren zwar explizit, trotzdem würde ich sie eigentlich nicht als derb bezeichnen.


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Was den Inhalt angeht werden sich viele Leser schnell an den Anime Ranma 1/2 erinnert fühlen, denn auch hier bezieht sich die Geschichte hauptsächlich auf den chaotischen Wechsel von Mann zu Frau und die entsprechende Verwirrung aller beteiligten Figuren. Die witzigen Wechsel werden meiner Meinung nach gekonnt genützt und es finden sich ausreichend Höhepunkte (literally). Trotz vieler absichtlich überzogener Szenen, die man mit einem Zwinkern gerne hinnimmt ist dieser Comic um einiges mehr als eine Abfolge von Sex & Witz - wenn es davon  zugegebenermaßen auch reichlich gibt.

Nicht nur dass die Prüderie und Doppelmoral der 1960er Jahre aufs Korn genommen wird, es finden sich auch kritische Winks bezogen auf späterere, vermeintlich offenere Strömungen, die Esmera der Reihe nach durchlebt. Abgesehen davon bekommt man als Leser auch von ihrer Einsamkeit zu spüren, die durch ihre Besonderheit hervorgerufen wird und von der wiederholten Intoleranz auf die sie stößt.Wenn es von willigen, wollüstigen Frauen in diesem Band auch nur so wimmeln mag bleibt gerade auch die Durchsetzung und freie Entscheidung einer Frau -auch in sexueller Hinsicht- im Vordergrund.

Trotzdem merkt man in gewisser Weise, dass diese "erotische Fantasie" wie der Klappentext beschreibt, von Männern kreiert wurde, manch eine Beschreibung -vom weiblichen Orgasmus etwa- erscheint mir doch nicht ganz adäquat. Aber auch diese Tatsache habe ich mit einem Schmunzeln hingenommen, schließlich nimmt sich die Geschichte selbst nicht ganz ernst und das ist auch gut so.

Fazit:


Meiner Ansicht nach ein recht gelungener, wenn auch sehr mit expliziten Szenen erfüllter Comic, der aber keineswegs oberflächlich bleibt. Wenn ein Leser sich mit diesem Genre anzufreunden weiß, auf jeden Fall eine Empfehlung wert.

Eine ausführlichere Leseprobe findet sich übrigens hier.

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Titel: Esmera
Autoren/Zeichner: Vince & Zep
Verlag: Splitter
Sprache: Deutsch
Gebundene Ausgabe: 78 Seiten

Sonntag, 9. Oktober 2016

George [Rezension]

Das einzige Buch meines Leseseptembers war nicht nur recht schlank, sondern hatte auch eine recht große Schrift und einen ordentlichen Zeilenabstand. Genau genommen war es für mich nicht viel mehr als eine etwas ausführlichere Kurzgeschichte. Was ich von dieser gehalten habe möchte ich aber gerne berichten.


Inhalt:


Der junge George hatte schon seit er sich erinnern kann Probleme sich mit seinem Leben zurecht zu finden. Mit 10 erkennt er schließlich, dass es daran liegt, dass er sich eigentlich als Mädchen fühlt. Er selbst ist sehr froh über diese Erkenntnis, hat aber große Angst sich seiner Familie und allen anderen mitzuteilen. Er versucht sich durch eine klassiche Mädchenrolle im Schulschauspiel sein Outing zu erleichtern.

Mistys Meinung:


Ich habe mich wirklich sehr auf dieses Buch gefreut, da ich gespannt darauf war einmal eine Transgendergeschichte lesen zu können. Ich finde dass es in der Literatur (vorallem im Jugendbuchbereich) mehr davon geben sollte. So war ich diesem Buch wirklich wohl gesonnen, was jedoch gerade im ersten Bereich der Geschichte ziemlich enttäuscht wurde.

Zunächst einmal ist dies auf den Schreibstil zurückzuführen. Ich spreche Alex Gino zwar auf jeden Fall eine authentische Geschichte zu, da diese sicherlich auch viele persönliche Elemente enthält, aber das schriftstellerische Können lässt für mich auf jeden Fall noch viel Raum nach oben offen. Sprachlich fand ich das Buch eher bescheiden und vor allem was den generellen Aufbau der Geschichte und ihrer Höhepunkte anging hatte ich doch einiges zu beanstanden. Auch wenn es sich "lediglich" um ein Kinderbuch handelt, finde ich es nicht wirklich vertretbar, dass ein Satz, eine jede Handlung durchgehend eine sofortige und offensichtliche Konsequenz hat. Konkret bedeutet dies in dieser Geschichte, dass praktisch jeder Satz, jeder beschriebene Moment, jede Floskel, zwischenmenschliche Begegnung auf irgendeinen geschlechterbezogenen Inhalt hinaus läuft.

Diese starke Konzentration mit all den offensichtlichen Wendungen fand ich ehrlich gesagt ziemlich anstrengend. Die meisten Geschichten werden für mich erst dadurch interessant, dass sie sich ein wenig Zeit lassen und nicht ein jedes Erlebnis sofort in den roten Faden der Geschichte eingeflochten wird bzw. mit dem Pfeil "HIER GEHTS LANG" versehen ist. Zudem störte es mich eine Zeit lang massiv, dass viele Definition davon, was denn nun Weiblichkeit konkret ausmacht mit wirklich stereotypischen Zuordnungen versehen waren. Konkret bedeutet dies in diesem Buch, dass Mädchen-Sein sehr viel durch Dinge wie die Farbe Rosa, Röckchen, Nagellack und Girlie-Zeitschriften beschrieben wird.

Dabei lässt sich natürlich argumentieren, dass die Altersempfehlung dieses Titels bei 10 Jahren liegt und man in der Hinsicht natürlich nicht übermäßig komplex philosophieren darf, damit der Grundinhalt verständlich bleibt. Trotzdem konnte ich selbst es schlichtweg nicht wirklich gut heißen. Vielleicht sind auch manchen transgender Persönlichkeiten solche kleinen, äußerlichen Details besonders wichtig, weil sie der eigenen Identifikation dienen. Ich möchte diesen Umstand also nicht gänzlich schlecht reden.

Erst gegen Ende hin hat die Geschichte für mich wieder Aufwind bekommen, da es mir leicht gefallen die Gefühle der Hauptfigur zu verstehen und ich fand es sehr schön, wie sie sich mit all ihren Vorlieben entfalten konnte. Die anderen Mängel wurden dadurch natürlich leider nicht aufgehoben.

Fazit:


Eine Geschichte aus der ich nicht wirklich klug geworden bin.Ich finde ich es zwar sehr toll , dass dieser Themenbereich endlich einmal in der Jugendliteratur zu finden ist, aber die Umsetzung ist für mich weder sprachlich noch inhaltlich besonders gelungen.

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Titel: George
Autor: Alex Gino
Verlag: Fischer
Sprache: Deutsch
Gebundene Ausgabe: 208 Seiten

Freitag, 7. Oktober 2016

Gelesen im September [Statistik]

Gelesen habe ich im September wie diese Statistik nun festhalten muss nicht wirklich. Schuld daran? Ich selbst natürlich, aber gut daran beteiligt war eine gehörige Überarbeitung im Schulbuchgeschäft, ein gestohlenes Handy und eine Portion angefangener Bücher, die ich allesamt nicht sonderlich erbaulich fand. Doch liebäugeln wir zumindest mit den wundervollen Comics, die ich aufgegabelt habe.


  • Alex Gino: George
  • Benoît Sokal: Kraa - Der Schatten des Adlers
  • Benoît Sokal: Kraa - Weißglühendes Gewitter
  • Vince, Zep: Esmera

  • Gelesene Bücher: 4
  • Gelesene Seiten: 417
  • Gelesene Seiten/Tag: 14

Ja, hier haben wir definitiv ein stolzen Seitentiefstand. Aber unter uns: es ist mir gleich. Flauten gabs und gibts schon mein ganzes Leseleben und auch wenn ich durchs Bloggen immer wieder angestachelt wurde mehr zu lesen, ist es mir schon seit langer Zeit viel zu anstrengend mich selbst oder sonst irgendjemanden mit Lesepower zu challengen. Zudem finde ich zwar einerseits sehr anspornend im Buchhandel zu arbeiten und bei allen Neuerscheinungen live zugegen zu sein, andererseits stresst es mich wirklich sehr, das Gefühl zu haben mit dem Lesen lange nicht mehr hinterher zu kommen.

Das hat jetzt meine Lesefreude lange etwas auf Eis gelegt. Deswegen habe ich jetzt im Oktober einfach mal wieder genüsslich zu einem Uraltbuch gegriffen, welches ich in der Büchertankstelle entdeckt habe. Was für eine entspannte Lesefreude, das sollte ich wieder viel öfter machen. Schließlich sollte es genau mich selbst interessieren, was ich da so lese.

Nun genug moralisiert, der September war zumindest im Comicbereich ein großer Erfolg für mich. Ich habe das wunderbare Stück Esmera erstanden, da ich mich offen gestanden nicht vorstellen konnte, wie ein Zeichner von dem Kindercomic Titeuf einfach mal so zu einem mehr oder weniger reinen Erotikgenre wechseln konnte. Ich muss konstatieren, dass dies nicht nur recht gut funktioniert, sondern dass er sich definitiv auch seinen Witz erhalten konnte.

Abgesehen davon, habe ich die wundervolle Trilogie Kraa gefunden, die in jeder Hinsicht genau nach meinem Geschmack ist. Nicht nur vom Plot und der Umgebung, sondern auch vom Zeichenstil und all den wunderbaren Figuren her. Leute...lest mehr Bücher dieser Art, ich kann und will nicht verstehen wieso BDs in deutschsprachigen Raum gerade mal eine winzige Nische sind! Große, große Empfehlung.

Nun aber weiter in diesen tollen herbstlichen Oktober. Die Kälte treibt mich wieder zu Tee, Wärmsflaschen und Büchern.