Donnerstag, 5. April 2018

Der endlose Sommer [Rezension]

Nach meinem kürzlich ausgetragenen Lesekampf mit einem Jugendbuch bin ich nun wieder vollkommen in die Belletristik Schiene zurück gekehrt und habe auch nicht vor diese so schnell wieder zu verlassen. Da konnte ich in den letzten Tagen tatsächlich einige Schätchen ausgraben.



Inhalt:


Ein junges Mädchen in einem weißen Herrenhaus in Dänemark, ihr Freund, der scheue und zarte Junge, der Stiefvater mit dem Gewehr und dem Misstrauen gegenüber seiner Frau, die beiden jüngeren Brüder – diese kleine Gemeinschaft wird durchgerüttelt, als zwei junge Portugiesen in den endlosen Sommer eintreten. Eine Liebesgeschichte nimmt ihren Anfang, die so leidenschaftlich und gewaltig ist, dass alle, die in den Bannkreis dieser Amour Fou geraten, in einer Schicksalsgemeinschaft vereint sind, die auch noch besteht, als der endlose Sommer endet.

Mistys Meinung:


Manchmal solls tatsächlich vorkommen, dass Kunden mir Bücher verkaufen - und nicht umgekehrt. So ist es bei diesem Titel geschehen, nach einer kurzen Unterhaltung über die Autorin bekam auch ich große Lust diese Geschichte zu lesen (zumal auch noch ein Pferd auf dem Cover ist...halloo, da kann nichts schief gehen).

Und ich war tatsächlich positiv überrascht von dieser zum Teil auf gute Art eigenwilligen Geschichte. Ich heiße sie eigenwillig und meine damit eigentlich mehr besonders bzw. einzigartig, allerdings ist auch der Zugang nicht immer ganz einfach, daher die Formulierung. Die Geschichte, ihre Zeitebenen und ihre Abschweifungen erfordern nämlich auch ein wenig Konzentration, mit einer stringenten Erzählung sollte man also nicht rechnen. Aber genau das macht solche Bücher in dem Genre auch so so besonders, laden sie einen schließlich dazu ein etwas zu entdecken und neugierig zu bleiben.

Meine Neugierde wurde belohnt und ich war sehr überrascht vom sich drehenden Fokus der Geschichte. Zwar wird man mit dem "scheuen zarten Jungen, der vielleicht ein Mädchen" ist eingeleitet und vieles in der Handlung wird auch mehr oder weniger aus seiner Sicht erzählt und trotzdem gewinnen die anderen Figuren zumeist die Oberhand und ihnen wird um einiges mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Das fand ich jedoch sehr spannend und im Gesamtbild auch überaus gelungen. Fragen nach der Identität der Hauptfigur bzw. deren Gender sind also keineswegs wirklich von Belang, so wie man dies vom Klappentext vielleicht annehmen würde.

"[...]und er für eine Weile seine Angst vor dem Körper vergisst, vor dem Tod, der kommen wird, er kommt, nur mit der Ruhe, er kommt, in jeder Geschichte wie dieser kommt schließlich der Tod, zuter Letzt vielleicht, oder im Gegenteil jäh, wie ein Dumdumgeschoss, das mitten ins Leben trifft und es in Fetzen zurücklässt, über die Erde verstreut."*

Es geht vielmehr um die Vorgänge und Erlebnisse bzw. Gefühle während eines etwas entrückten Sommers, den man aber als Leser eigentlich recht gut erfassen kann. Der Stil der Autorin konnte mich dabei sehr für sich einnehmen, mitunter gibt es Sätze, die sich über mehrere Seiten strecken und dabei trotzdem absolut natürlich und stimmig wirken. Eine tolle, erzählerische Leistung, die sie damit also vollbringt. Ich war davon wirklich sehr angetan. Zudem gibt es ein paar amüsante stilistische Kniffe, wie der Erzählfluss wiederum durchbrochen bzw. in ein anderes Licht gerückt wird, aber davon möchte ich gar nicht zuviel verraten, das darf ein jeder aufgeschlossener Leser für sich selbst entdecken.

Fazit:


Ein sehr überraschende, kleine literarische Entdeckungsreise, die mich vor allem auch sprachlich von sich überzeugen konnte. Ungewöhnlich und dabei sehr fesselnd.

*Seite 10
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Titel: Der endlose Sommer
Autorin: Madame Nielsen
Verlag: KiWi
Sprache: Deutsch
Gebundene Ausgabe: 190 Seiten

2 Kommentare:

  1. Manchmal wollen es die Zufälle, dass wir uns nach ihnen richten. Gestern noch sah ich einen TV-Beitrag über die Experimental-Künstlerin Madame Nielsen und ihr Buch und war so fasziniert von ihrer Person, dass ich heute ein wenig mehr erfahren wollte. Also habe ich einige Links gespeichert und bin auf einen unsortierten Link gestoßen: Deinen Blog. Und das Erste, was mir entgegenkam, als ich den Link öffnete, war diese Rezension. Ich glaube, das sind genug Zeichen. Zwar habe deine Rezension eher schielend gelesen, um etwaige Spoiler zu vermeiden, da ich noch wenige Bücherblogs kenne und nicht einschätzen kann, ob zu viel verraten wird, aber das Wenige hat gereicht, um mich positiv zu stimmen und mich für den Kauf zu entscheiden - Im Nachhinein werde ich sie mir definitiv komplett durchlesen um unsere beiden Meinungen zu vergleichen.
    Danke an dieser Stelle.

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    1. Hallo Matthias,

      freut mich wenn du über meinen Blog gestolpert bist :) Ich achte bei meinen Rezensionen immer sehr genau darauf, nichts vom Inhalt zu verraten, von Spoilern ganz zu schweigen. Ich denke du kannst die Rezension also getrost vollständig lesen, die Handlung dieses Buches wäre ohnehin schwierig zu fassen :)

      Liebe Grüße!

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