Sonntag, 13. Mai 2018

13 Stufen [Rezension]

Schön langsam wird es fast unwirklich, so schön bleibt das Wetter auch im Mai. Es fällt mir sogar schwer, mich während meiner ausgedehnten Sonnenstunden auf dem Balkon auch die Geschichten meiner Büchzer zu konzentrieren (best first world problem ever). Insofern komme ich mal wieder nur gemächlich voran, aber dennoch tut sich ein wenig was in meinem Leseleben.


Inhalt:


Ein unschuldig wegen Mordes zum Tod Verurteilter soll hingerichtet werden. Der ehemalige Gefängnisaufseher Nangō und der auf Bewährung entlassene Jun'ichi erhalten den Auftrag, den wahren Täter zu finden. Für das ungleiche Ermittlerduo beginnt damit nicht nur ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit, sondern beide müssen sich auch ihrer eigenen Vergangenheit stellen.

Mistys Meinung:


Jaja, die Krimis und Thriller. Es ist und bleibt eine Herausforderung für mich die Spreu vom Weizen zu trennen, aber in diesem Fall hatte ich immerhin schon Erfahrung mit dem Autor. Bereits vorletztes Jahre hab ich von ihm Extinction gelesen, das mich durchaus überzeugen konnte. 13 Stufen schlägt einen etwas gemächlicheren Weg ein und ist für mich weniger ein Thriller als Vielmehr eine Mischung zwischen Krimi und Roman.

Das tat der Spannung jedoch keinen Abbruch und ich habe die Geschichte eigentlich sehr gerne gelesen. Allein die Ausgangslage -ein zu Tode Verurteilter, der sich im ständigen Wettkampf mit der Zeit befindet- verspricht einiges an Potential. Das wurde meiner Ansicht nach auch sehr gut vom Autor genützt. Trotzdem wurde die Geschichte stark dadurch entschleunigt, dass sie sich nicht nur um diese Figur und ihre beiden Helfer (die versuchen den Verurteilen frei zu bekommen) dreht, sondern ganz stark auch um das Justizsystem Japans bzw. das der ganzen Menschheit. Es werden wiederholt moralische Fragestellungen erörtert und Gesetzeslücken bzw. Grauzonen aufgedeckt. Der Autor bzw. seine Figuren gehen mit den vielen Misständen recht kritisch um, was mir auch sehr gut gefallen hat. Die vielen ethischen Fragen rund um Verbrechen, Strafe, Resozialisierung etc. sind und und bleiben schlichtweg ein sehr wichtiges Thema, das gerade durch die Misere der Hauptfigur akut begreiflich wird.

"Sich an Gott klammern schien ihm feige. Alles Tun geht von den Menschen aus. Ebenso die Bestrafung eines Mannes, der zwei kleine Mädchen getötet hatte. Schuld und Sühne, Verbrechen und Strafe - alles geschah durch Menschenhand. Sollte der Mensch nicht selbst eine Antwort für das finden, was er verbrochen hatte?*

Ich kann nicht sagen, dass all diese Abschweifungen die Story weniger spannend gemacht hätten. Der Autor legt seine verschiedenen Anhaltspunkte sehr geschickt aus und immer wieder glaubt man als Leser erkannt zu haben, wer denn nun der wirkliche Mörder ist. Takano gelingt es exzellent mit seinen Lesern Katz- und Maus zu spielen. Ganz so wie man es sich bei einem guten Krimi auch wünscht. Was für mich jedoch schon ein wenig negativ ausfiel, war der übliche Schlagaustausch zum Ende hin. Natürlich wollen solche Stories einen dramatischen Höhepunkt, aber muss es immer der unausweichliche und irgendwo unlogische Face-to-Face Kampf sein? Ich hätte mir gerade bei diesem Buch, dass wirklich ein gehobenes Niveau aufweist etwas besseres gewünscht. Genrefans werden sich allerdings vermutlich recht freuen.

Was mich ebenfalls ein klein wenig irritiert hat, waren die beiden Charaktere, die bemüht sind den Fall des bereits Verurteilen aufzuklären. Gerade Jun'ichi erschien mir sehr weltfremd -auch als Figur- und ich hatte ein wenig Schwierigkeiten mich mit ihm zu identifizieren. Allerdings kann ich nicht genau sagen, ob es da lediglich kulturelle Differenzen für mich gab oder er absichtlich so unnahbar gestaltet wurde. Irgendwo war es für mich dann aber auch wieder abwechslungsreich einem so ungewöhnlichen Charakter zu folgen, daraus mag ich der Geschichte wirklich keinen Strick drehen (pun intended).

Alles in allem dennoch ein sehr gelungenes Buch.

Fazit:


Eine sehr tolle Mischung aus Krimi und Roman, der seine Leser wiederholt an der Nase herum führt. Die Spannung bleibt über weite Teile erhalten, es werden jedoch auch moralische Themen hervor gehoben. Definitiv ein Buch mit Anspruch.

*Seite 188
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Titel: 13 Stufen
Autor: Kazuaki Takano
Verlag: Penguin
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 400 Seiten

1 Kommentar:

  1. Liebe Misty

    Zuerst einmal gefällt mir das Cover sehr gut. Eher langsamere Krimis/Thriller können ja wirklich ihren Reiz haben und gerade, wenn da noch viel Hintergrundinfo dazukommt, ist das sicher spannend.

    Eher schade finde ich, dass die Protagonisten ein wenig speziell gestaltet sind, da fehlt ja dann ziemlich viel Identifikation, die man gerade bei einem langsameren Buch gut brauchen könnte.

    Vorerst bleibt das Buch meiner Wunschliste fern, dein Blog ist aber so oder so stets eine Inspirationsquelle, im schlimmsten Fall würde ich das Buch wieder bei dir finden :-)

    Alles Liebe
    Livia

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